Wenn die Berufsfischer vom Vierwaldstättersee ihre Netze im Flachwasser auswerfen, folgen sie den Zugruten. Stolz ragen diese schlanken, archaischen Holzpfähle in regelmässigen Abständen aus dem Wasser. Sie geben den im Tiefwasser ausgelegten Schwebenetzen Halt.
Unter der Wasseroberfläche im perfekten blaugrünen Untergrund offenbart sich an den versteckten Stellen der Zugruten ein faszinierendes, lückenhaftes Spiel mit Horizontale und Vertikale. Spannungsvoll umrahmen die Pfähle eine durchschimmernde Zwischenwelt, setzen Auslassungen ins Bild, verführen im Wasser zum Dahinterblicken.
Der türkisfarbene Untergrund erweckt die Pfähle zum Leben. Samtig-moosig bewachsen, leicht pelzig und mit sich sanft wogenden Härchen im Wasser wirken sie sinnlich, weich und flaumig. Müschelchen zieren ihre Oberfläche, erzeugen eigenwillige Muster und Konturen. Je nach Sichtweite dringt das Licht diffus ein und lässt das Dazwischen verschwommen und milchig-getrübt erscheinen oder stechend klar und farbenprächtig. Und stets hält die Kameralinse die Zwischenräume im Hintergrund fest, spielt mit der jeweiligen Farbigkeit im Winter, Frühling, Sommer, Herbst.
Ein Drehen und Wenden (in) dieser Wunderwelt zaubert neue Ansichten, Symmetrien und Zwischenräume unter der Oberfläche.
Text: Nicole Habermacher